Das Werk des Dichters Francesco Petrarca (1304-1374) erlebte um 1500 in Italien eine neue Blütezeit. Seit der Erfindung des Buchdruckes und der daraus folgenden Edierung seines Canzoniere wurde Petrarca von der intellektuellen Oberschicht zu einem Abgott erhoben – der Petrarchismus war geboren! Dem literarischen Cinquecento galten seine Sonette und Canzonen als der Inbegriff von Dichtung: kaum ein Poet, der ihn nicht kopiert oder paraphrasiert, kaum ein Musiker, der seine Texte nicht als Vorlage genommen hat.
Petrarcas vollendetes Formgfühl und der unvergleichliche Melodiefluss seiner Verse inspirierte Komponisten in ganz Europa zur Vertonung seiner Werke; unzählige Frottolen, Canzonetten und Madrigale sind uns überliefert.
Ausgangspunkt dieser Wiederbelebung war zweifellos der Hof von Isabella d’ Este zu Mantua. Unter dem Patronat dieser hochgebildeten Adligen wurden Frottolisten wie Marco Cara und Bartolomeo Tromboncino dazu angehalten, nicht nur populäre Texte in Musik zu setzen, sondern speziell auch die verfeinerte und ausdrucksstarke Lyrik Petrarcas, der in seiner obsessiven Verehrung der Dame Laura die Liebe in allen ihren Aspekten beleuchtet.
Noch weitgehend dem homophonen Stil der Frottola verpflichtet, von ihrer Expressivität her jedoch schon weiterführend, bilden die Kompositionen von Elzéar Carpentras und Sebastiano Festa eine Brücke zur neuen Form des Madrigals, das sich im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts herausgebildet hatte.
Meister dieses Genre waren auch die „Oltramontani“ wie der gebürtige Flame Cipriano de Rore, ein grosser Verehrer Petrarcas.
Selbst ins Französische übersetzt finden sich seine Reime in einem Chanson von Claudin de Sermisy. Auch Instrumentales wie Lautenintavolierungen und Madrigaldiminutionen tragen die Titel von Petrarcas Gedichten.