Curriculum Agenda Musik Programme Presse Photos Links Kontakt

Onder de Linde Groene

Musik des 16. und 17. Jahrhunderts in den Niederlanden

detailliertes Konzertprogramm

Das 17. Jahrhundert in Holland wird oft als das „goldene Zeitalter“ bezeichnet, was für die Bildenden Künste auch zutreffen mag, in musikalischer Hinsicht jedoch war die führende europäische Stellung, die die franco- flämische Tonkunst im 15. und 16. Jahrhundert innehatte, durch neue musikalische Strömungen, die vor allem aus Italien kamen, längst abgegeben worden.

Obwohl eine eigenständige niederländische Kompositionskultur nicht sehr ausgeprägt existierte - es gab keinen Königshof, der repräsentative Musik verlangt hätte und auch die calvinistische Kirche brauchte keine Instrumentalmusik- erfreuten sich doch das professionelle Spiel der Stadtpfeifer und Glocken-Spieler grosser Beliebtheit, noch mehr aber das häusliche Spiel im bürgerlichen Familienkreise, wie uns durch zahlreiche Genrebilder von Jan Steen, Vermeer und anderen belegt ist.

Die Wurzeln der damals beliebtesten Lieder und Tänze lagen oft nicht in Holland selbst, sondern im Ausland: in Frankreich, Italien und Spanien. In kürzester Zeit wurde neu Komponiertes und für gut Befundenes importiert, adaptiert und fast immer mit einem holländischen Text versehen.

Zahllose Liederbücher, Lautenintavolierungen und Instrumentalsammlungen dieser Zeit sind Zeugen einer äusserst lebendigen Musiziertradition, die bis heute in den „Lagen Landen“ zu spüren ist. „Starters Friesische Lusthof“, „ Der Gooden Fluyt Hemel“, „ Secret des Muses“, „ Den Bloem-Hof“, „Euterpe oft Speel-goddinne“, `t Uitnement Cabinet“, um nur einige der klangvollen Titel dieser Sammlungen zu nennen, zeugen von barocken Fantasiewelten, in denen Götter, Halbgötter und nicht zuletzt auch Amor mit Pracht und Pomp Hof hielten.

Eines dieser Büchlein, das im handlichen Format gedruckt wurde, damit man es in die Tasche stecken konnte, haben wir zum gedachten Mittelpunktes unseres Programms ausgewählt: den „ Fluyten- Lusthof“ des blinden Musikers Jonkheer Jan Jacob van Eyck, der als Glockenspielmeister am Utrechter Dom wirkte und auf dem Kirchhof der Janskerk die Spaziergänger mit virtuosem Blockflötenspiel unterhielt. In seinem Nachruf wird er- sicher nicht zu Unrecht- der „Orpheus von Utrecht“ genannt. In diesem Schatzkästchen mit 150 Stücken für Soloblockflöte, in denen wir die „Hits“ dieser Zeit vermuten dürfen, befinden sich alle wichtigen Lieder, Airs, Tänze und Psalmen , die damals in aller Munde waren. Von John Dowland`s äusserst populär gewordener Air „Flow my tears“, auch als „Pavan Lacrimae“ bekannt, die von vielen Zeitgenossen, wie z.B. dem Geiger Johann Schop bearbeitet wurde, spannt sich der Bogen über irische und französische Tänze , Airs de Cour aus Paris bis hin zu den im „Lusthof“ verewigten Improvisationen unseres blinden Flötenspielers.

Nicht nur Blockflöten, auch Traversflöten, Gamben und Lauten, die Nicolas Vallet, ein in Amsterdam lebender Komponist , die „Königin der Instrumente“ nennt, gehörten zum bevorzugten Instrumentarium des niederländischen gehobenen Bürgertums. Eher der Taverne und dem bäuerlichen Tanz zugeordnet waren Geigen, Dudelsäcke und die Einhandflöte, die immer im Verein mit dem Trömmelchen gespielt wird. Wer sich mit der so typisch holländischen Glockenspielkunst vertraut machen will und gleichzeitig eine Zeitreise ins „Goldene Zeitalter“ machen möchte, der muss z. B. nach Utrecht fahren, wo noch heute in schöner Regelmässigkeit des Stundenschlags van Eycks Melodien wie vor 350 Jahren von den Kirchtürmen herab erklingen.