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Joyssance vous donneray

Musik des Spätmittelalters und der Renaissance aus Oberitalien und Frankreich

detailliertes Konzertprogramm

In unserem Programm möchten wir Sie in die höfische Welt der Kompositionskunst des Spätmittelalters und der Renaissance in Norditalien und Frankreich entführen. Durch geographische und politische Nähe stets miteinander verbunden, hatten diese Ländereien einen regen kulturellen Austausch.

Im ersten Teil des Konzertes bringen wir vor allem Kompositionen von Jacopo da Bologna und seinem jüngeren, nicht weniger berühmten Zeitgenossen Landini zu Gehör, beides grosse Meister der sogenannten “ Trecentokunst“, die in den Formen des Madrigals und der Ballata sinnliche bis hochpolitische Texte in eine zwei- bis dreistimmige Form brachten, in der Oberstimme meist melismatisch verziert.

Einer der berühmtesten Dichter dieser Zeit, die von den Grauen des „Schwarzen Todes“ überschattet wurde, war Francesco Petrarca, der mit Jacopo da Bologna befreundet war und dessen suggestive Poesie sich wie ein roter Faden durch unser Programm zieht: der grossen Beliebtheit seines Werkes verdanken wir viele Frottolen- und Chansonvertonungen des 16. und 17. Jahrhunderts. Dass vokales Repertoire schon im „Trecento“ beliebtes Vorlagenmaterial für virtuose instrumentale Verzierungskunst war, zeigt uns der Codex Faenza, aus dem uns 52 intavolierte Versionen von Liedern erhalten sind, zu denen auch die diminuierte Form von „Aquila altera“ gehört. Rein instrumental hingegen sind die monodischen Stücke aus der norditalienischen Hand- Schrift „ Lo 29987“ , einer einzigartigen Quelle von kunstvollen Tänzen wie der Istanpitta „Principio“, gehaltvoll in Länge und Schwierigkeit, in ihren Umspielungen an arabische Ein- flüsse erinnernd.

Sind die Vokalstücke des Trecento eher „Kunst- Musik“ im besten Sinne, so ziehen uns die einfacher gehaltenen und eingängigen Melodien von Frottola und Barzelletta durch ihre Nähe zur Volksmusik in ihren Bann. Nach einer längeren Phase der Stagnation in italienischer Kompositionskunst im 15. Jahrhun- dert und der Übernahme franko- flämischen Repertoires kristallisiert sich um 1500 ausgehend von Mantua ein neues, eigenständiges Genre heraus, unbeeinflusst von den „oltramontani“und originär italienisch. Mit der Heirat von Isabella d`Este und Francesco Gonzaga und ihrem Einzug an den Manto- vaner Hof fängt eine neue Blütezeit von Musik und Poesie an, die sich unter Isaballas Mäzen- atentum rasch in ganz Oberitalien verbreitet. Die führenden Musiker an ihrem Hof waren Bartolomeo Tromboncino und Marchetto Cara, beide Komponist, Sänger und Instrumentalist in einer Person vereinigend. Zeugnisse der Zeit berichten von Tromboncinos „göttlicher Stimme“ und „klangvollem Liraspiel“, allerdings auch von seinem ungezügelten Temperament, das ihn zum Eifersuchtsmord an seiner Frau treibt. Cara scheint von sanfterer Natur gewesen zu sein: sein Gesang zur Laute wird als „himmlisch“ und „voll klagender Süsse“beschrieben. Frottolen und ihre verwandten Formen wurden von Ottaviano Petrucci in elf Büchern ge- druckt und fanden dadurch weite Verbreitung; er veröffentlichte auch als erster Werke für die Laute in Spinacinos „Intabulatura de Lauto“, die neben Bearbeitungen von Chansons und Tänzen auch Ricercare enthält. Aus der ersten Schule für Viola da Gamba, einem damals noch jungen Instrument, der 1543 von Ganassi geschriebenen „Regola Rubertina“, stammt das Solo, das Sie heute Abend hö- ren werden.

Der Weg von Oberitalien nach Frankreich führt uns über Lyon nach Paris. An wichtigen Handelswegen gelegen, war Lyon eine Mittlerin zwischen italienischer und französischer Kultur, Zentrum des Instrumentenbaus und Musikdruckes, beides beste Vor- aussetzungen für ein Aufblühen der Künste. Paladin, ein aus Italien gebürtiger Lautenist, lebte in Lyon, ebenso sein Landsmann Jacques Moderne, der wichtigste Drucker seiner Stadt und Rivale des ersten französischen Verlegers Pierre Attaignant in Paris. Beide verlegten das Werk des führenden Chansonkomponisten Claudin de Sermisy, Kapellmeister im Dienste von François I.. Seine meist homophon und syllabisch gesetzten Stücke erinnern stark an Frottolen und sind möglicherweise von jenen beeinflusst worden. „Joyssance“ und „Au près de vous“ sind sogar auf Gemälden verewigt worden.

In Frankreich waren Tänze sehr beliebt. Branslen, Allemanden und Tourdions konnten sowohl gespielt wie auch gesungen werden; viele Basses Danses leiten ihre Melodie aus einem bekannten Chanson ab. Tanzmeister Arbeau hat uns in seiner „Orchèsographie“ Rhythmen und Tanzschritte detailliert überliefert. Ein Passamezzo ist ein Tanz, auf dessen achttaktigen Ostinatobass in ganz Europa improvi- siert und komponiert wurde. Unser Programm wird von einer frankoflämisch- italienischen „Koproduktion“ beschlossen: das Petrarca- Madrigal des in Italien lebenden Flamen Cipriano de Rore wird kunstvoll um- spielt mit den Diminutionen des Venezianers Giovanni Bassano.